Was ist Bed Rotting? Der TikTok-Trend erklärt

30. April 2024

Wir alle kennen Tage, an denen es uns mental nicht gut geht und wir uns am liebsten den ganzen Tag im Bett ausruhen wollen. Nichtstun für die mentale Gesundheit ist aktuell insbesondere auf TikTok zum Trendthema geworden. Im Bett gammeln als entspannte Alternative zur Leistungsgesellschaft mit ihrem Credo nach immer höherer Produktivität – tust du Körper und Seele beim Bed Rotting etwas Gutes? Wir haben den Gesundheitstrend aus den sozialen Medien für dich unter die Lupe genommen. 

Was ist der TikTok-Trend Bed Rotting?

Faulenzen im Bett, sich dabei entspannt die Decke über den Kopf ziehen und einfach mal nichts tun: Bed Rotting ist die Antithese zu unserem modernen Lebensstil, bei dem es häufig darum geht, dauerhaft produktiv und leistungsfähig zu sein. Unter dem Hashtag finden sich besonders auf TikTok zahlreiche Beiträge mit Millionen Aufrufen, die die Vorteile des Bed Rottings für die mentale Gesundheit hervorheben. Anstatt sich am Wochenende mit To-Do-Listen abzuplagen und etwa Einkäufe zu erledigen, einen Fitness-Kurs zu besuchen und endlich die Steuerunterlagen einzureichen, geht es beim Bed Rotting um das süße Nichtstun.

Bed Rotting bedeutet in etwa "Faulenzen im Bett" und ist ein Statement der Generation Z, das die absolute Verweigerung von Produktivität bedeutet. Es wird als Akt der Selbstfürsorge gefeiert, mehr als einen oder zwei Tage im Bett zu liegen und sich dabei möglichst wenig zu bewegen. Und das Ganze selbstverständlich ganz ohne Schuldgefühle. Selbst entspannte Aktivitäten wie ein Wochenend-Besuch im Spa stehen damit im Konflikt zu diesem neuen Selfcare-Trend, denn erklärtes Ziel ist komplette Inaktivität und ein ganztägiger Aufenthalt im Bett. Gerne kombiniert mit hemmungslosem Binge-Watching von Lieblingsserien oder exzessivem Scrollen auf Social Media. Selbstauferlegte Bettlägerigkeit als Gegenentwurf zu konstantem Freizeitstress: Ist das Herumgammeln im Bett wirklich zu empfehlen?  

Zeit im Bett als Selbstfürsorge

Wenn du ein Wochenende lang einfach im Bett bleibst, kann dies Seele und Körper entspannen. Es fühlt sich vor allem für beruflich gestresste Menschen wie ein Befreiungsschlag an, wenn sie einmal nach Lust und Laune im Bett gammeln dürfen, ohne dass ihnen dafür der Makel der Faulheit angelastet wird. Schließlich trichtert unsere Leistungsgesellschaft uns oft ein, mehr zu tun und uns schuldig zu fühlen, sobald wir uns eine Ruhepause nehmen. Dabei sind Zeichen von Müdigkeit ein normales Signal unseres Körpers, uns eine Auszeit zu gönnen und durch das Nachholen von Schlaf verlorene Energiereserven wieder aufzufüllen. Verfechter des Bed Rottings verweisen auf ein virales TikTok-Video der Schlafwissenschaftlerin Vanessa Hill, in der sie genau dieses Argument für die wissenschaftliche Bedenkenlosigkeit des Trends anführt: Das erlaubte Rumgammeln stelle das Ende des Optimierens dar und verbanne Produktivitäts-Hacks und dergleichen in die mentale Abstellkammer. Sich selbst zu gestatten, einfach nur im Bett zu entspannen, ohne sich schuldig fühlen zu müssen, sei somit ein Akt der Selbstfürsorge. Daher sei Bed Rotting mit einer besseren körperlichen und geistigen Gesundheit verbunden und könne zu einer besseren Schlafqualität führen, erklärt die Expertin und erntet dafür begeisterte Kommentare und unzählige Likes. Dieser Romantisierung des Phänomens stehen jedoch auch kritische Stimmen entgegen.

Verstärkt Gammeln im Bett psychische Probleme?

Ein Tag im Bett schadet erst einmal nicht. Jedoch warnen Kritiker des Gesundheits-Trends davor, dass Bed Rotting auch negative Konsequenzen nach sich ziehen kann. Nicht nur Schlafforscher sehen das Phänomen kritisch, weil es den Biorhythmus durcheinanderbringen kann und so letztendlich zu schlechterem Schlaf führe. Schließlich brauchen wir für einen gesunden Schlafrhythmus das Wechselspiel aus Tageslicht und Dunkelheit sowie Aktivität und Inaktivität. Lange Zeit im Bett zu verbringen, kann jedoch auch auf psychische Probleme hinweisen. So warnt Jessica Gold, Assistenzprofessorin im Bereich Psychiatrie an der Washington University School of Medicine, dass Bed Rotting Zeichen einer depressiven Erkrankung sein könne. Man könnte es also genauso gut als Warnzeichen betrachten, wenn ein geliebter Mensch plötzlich seine gesamte Zeit im Bett verbringen will und sich sozial isoliert.

Ein weiterer Faktor sind die mit dem Bed Rotting üblicherweise einhergehende exzessive Handy- und Fernsehernutzung, die sich negativ auf unser Wohlbefinden auswirken können. Viele Menschen berichten von erhöhten Stressleveln, je öfter sie zu ihrem Smartphone oder Tablet greifen. Noch dazu kann es bei einigen Menschen Grübelzwang auslösen und negative Gedankenspiralen entstehen lassen, wenn sie sich dazu entschließen, den ganzen Tag im Bett zu bleiben.  

Mehr Zeit im Bett verbringen: Die Dosis macht das Gift

Ob Bed Rotting schädlich oder gut für die Gesundheit ist, entscheidest am Ende du selbst. Nach einem stressigen Projekt auf der Arbeit kann es guttun, die Fernbedienung in die Hand zu nehmen und ein Wochenende lang eine entspannte Auszeit vor dem Fernseher zu verbringen. Dabei kannst du ohne großen Aufwand deine Kraftreserven wieder auffüllen und hinterher mit neuer Energie in die nächste Woche starten. Wie bei vielem kommt es darauf an, Gutes in Maßen genießen zu können, bevor der positive Effekt in einen negativen umschlägt. Antriebslosigkeit zu verherrlichen und das eigene Gehirn darauf zu programmieren, permanentes Entertainment durch Medienkonsum zu erwarten, ist nur schwer mit einem achtsamen Lebensstil zu verbinden. Daher solltest du dir nach maximal zwei Tagen Herumgammeln im Bett neue Dinge suchen, die deine Zufriedenheit steigern. Ein stressfreier und geruhsamer Lebensstil, im Internet unter dem Hashtag Soft Living zu finden, ist auch dann möglich, wenn man nicht ständig Serien schaut. So können ein entspannter Spaziergang in der Natur, das Backen eines selbstgemachten Brotes oder das Aussuchen eines neuen Stoffes auf dem Wochenmarkt für ein Nähprojekt ebenfalls entspannende Erfahrungen sein, die zu einem gelungenen Wochenende beitragen. 

Selfcare Tipps, um die Zeit im Bett richtig zu verbringen

Möchtest du deine Schlafqualität verbessern und Schlafproblemen vorbeugen, brauchst du nicht das gesamte Wochenende bettlägerig zu sein. Folgende Tipps helfen dabei, deine Faulenzer-Zeit richtig zu verbringen und dich nachts besser entspannen zu können. 

  • Betrachte Bed Rotting als Ausnahme und sieh dein Bett als einen Ort der Nachtruhe. So hilfst du deinem Gehirn dabei, sich auf die Nachtruhe einzustimmen, da es lernt, dass das Bett kein Ort zum Wachsein ist. 
  • Achte darauf, Momente der Ruhe und aktive Phasen während des Tages gut auszubalancieren. Bei einer sitzenden Tätigkeit kann etwas Sport vor dem Schlafen einen willkommenen Ausgleich schaffen, während bei einem körperlich anstrengenden Job womöglich ein paar Achtsamkeitsübungen oder eine Runde Yoga hilfreich sind, um zur Ruhe zu kommen und schnell einschlafen zu können. 
  • Auch wenn dein Bett herrlich kuschelig ist: Nutze als Aufenthaltsort am Tag zum gemütlichen Entspannen lieber deine Couch. Diese verführt auch weniger zu einem langen Mittagsschlaf, der deinen Schlafrhythmus durcheinanderbringen kann. 

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